Reisen bildet…
…dauerhafte und große Freundschaften
Viele in Waldbrunn bzw. Strümpfelbrunn sind seit Jahren damit vertraut, dass eine Partnerschaft der Gemeinde Waldbrunn mit der Gemeinde Kobersdorf im österreichischen Burgenland besteht und auch intensiv gelebt und gepflegt wird. Wenige, sofern sie nicht aus dem direkten Umfeld des TSV kommen, werden sich allerdings bisher die Frage gestellt haben, wie und warum diese Partnerschaft eigentlich zustande kam. Daher wollen wir den Ursprung dieser gemeinsamen Geschichte hier noch einmal beleuchten.
Dazu springen wir zurück in das Jahr 1967. Der TSV hatte eine sehr erfolgreiche A-Jugendmannschaft und deren Leistungen wollte die damalige Vereinsführung mit etwas Besonderem honorieren. Zu jener Zeit waren weite Reisen in der Tat noch etwas Außergewöhnliches und so wurde mit dem damaligen Jugendleiter Paul Steiner die Idee geboren, einen Zeltausflug in die österreichisch-ungarische Grenzregion zu machen, wo Verwandte und Bekannte von ihm wohnen.
Spannung machte sich unter den jungen A-Jugendspielern und ihren Betreuern breit. Für die meisten Jugendlichen war es die erste Auslandsreise überhaupt und auch für die Fahrer der sechs Autos war es ein kleines Abenteuer, auf eine so weite Reise über ca. 800 km zu gehen. Für die Jüngeren sei angemerkt, dass es damals natürlich noch keine Autobahnen heutigen Zuschnitts gab, man sich z.B. durch München und Wien quälen musste und viele, viele Kilometer auf der Landstraße zu bewältigen waren. Zwölf Stunden Autofahrt mit vier Personen und Zeltgepäck in einem nicht gerade übermäßig geräumigen VW Käfer oder Opel Kadett war einfach „Fahren auf engstem Raum“ – aber Spaß hat es allen gemacht!
Überaus herzlich war der Empfang in Kobersdorf als man die TSV-ler zum Zeltplatz „Am Sauerbrunnen“ führte, einer Wiese an einem Bach, der als Waschbecken oder in erster Linie auch als Kühlschrank für manchen Kasten Bier diente. Zum Glück hatte die TSV-Abordnung herrliches Zeltwetter und damit beste Voraussetzungen für ein paar schöne Tage.
Fußball gespielt wurde natürlich auch, und zwar im benachbarten Oberpetersdorf, und da die A-Jugend in diesem Jahr besonders gut drauf war, wurde auch dort mit 5:2 gewonnen. Dass danach zusammen so feste gefeiert wurde bis das Bier ausging, mag vielleicht der Startpunkt für die dauerhafte Freundschaft zwischen dem TSV und ASKÖ sowie vielen Menschen gewesen sein.
Ganz genau weiß man es nicht, aber man verstand sich eben auf Anhieb sehr gut und irgendwie fing alles, was sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickelte, an diesem Nachmittag an. Freundschaften wurden geschlossen und Wiedersehen versprochen.
Die Woche verging wie im Flug, auch wenn sich so manches ereignete, was die Teilnehmer heute noch zum Schmunzeln anregt, wie z.B. das „russische Kegeln“, das ein TSV-ler erfolglos demonstrieren wollte, die missglückte Geländefahrt eines Führerscheinneulings mit dem VW Käfer oder der feste Willen, einen Kopfsprung von der Schwimmbadterrasse zu machen (was wohl böse geendet hätte…) oder, oder…..
In Erinnerung geblieben ist aber auch der Besuch im Weinkeller des Schwiegervaters des späteren TSV-Vorstandes Willi Kopp, wo man ausgiebig dem hervorragenden burgenländischen Wein zusprach.
Aber am meisten beeindruckt war die TSV-Gruppe von der offenen Herzlichkeit der Kobersdorfer. Es standen im wahrsten Sinne des Wortes immer Tür und Tor offen für die Strümpfelbrunner, man kam sich schnell näher und so entstanden erst lose und dann immer enger werdende Kontakte. Dass dann Gegenbesuche, auch wenn es bis zum Jahre 1980 dauern sollte, in Strümpfelbrunn irgendwann anstanden, war schon fast selbstverständlich.
Diese Besuche sind inzwischen zu einem festen Bestandteil des Vereinslebens in den beiden Vereinen ASKÖ Kobersdorf und TSV Strümpfelbrunn geworden und es vergeht kaum ein bedeutendes Fest bei einem der beiden Vereine ohne Teilnahme von Abordnungen des jeweils anderen Vereins.
Ehrungen beim 60-jährigen Jubiläum des ASKÖ
Vlnr: W. Kopp, R. Guckenhan, P. Steiner, W. Grössing bei der Überreichung der silbernen Vereinsnadel des ASKÖ
Hier muss auch einmal betont werden, dass es allen Vorständen des TSV in all den Jahren eine Herzensangelegenheit war, diese Vereinsfreundschaft aufrecht zu erhalten und noch zu vertiefen. Auch die burgenländischen Freunde forcierten und lebten diese Verbindung zum TSV intensiv und so ist dieses feste Band der beiden Vereine entstanden.
Miterleben durften diese Geburtsstunde bzw.-tage der Freundschaft zwischen den Vereinen:
Die A-Jugendspieler des Jahres 1967, Fahrer und Betreuer
Angstmann, Helmut; Blaumann, Uwe; Berger, Franz; Böckenhaupt, Reiner; Ettner Alfred; Guckenhan, Rolf; Ihrig, Bernd; Guckenhan, Rudi; Ihrig, Gerhard; Lenz, Helmut; Ihrig, Peter; Kopp, Willi; Ihrig, Wilhelm; Sedlak, Walter; Krieger, Willi; Steiner, Paul sen.; Schmitt, Siegbert; Steiner, Paul jun.; Schork, Anton; Steiner, Reinhold; Steck, Robert; Zwally, Peter; Wesch, Karl.
Nicht dabei sein konnte damals: Ihrig, Helmut
Letztlich ist aber nicht nur eine Vereinsfreundschaft entstanden, sondern auch eine Gemeindepartnerschaft zwischen der Marktgemeinde Kobersdorf und unserem Waldbrunn. Im Vorfeld der Gespräche zu dieser Partnerschaft hatte sich der damalige Bürgermeister Gerhard Hauck inkognito als einfacher Tourist nach Kobersdorf aufgemacht, um sich auf die anstehenden Gespräche einzustimmen. Er war beeindruckt von dem, was er dort an herzlichem und offenem Entgegenkommen vorfand und daher war es auch ein relativ kurzer Weg zu der Partnerschaftsurkunde, die im März 1989 im neuen Rathaus der Gemeinde Waldbrunn von ihm und seinem Pendant Manfred Fuchs unterzeichnet wurde. Inzwischen ist daraus ein festes partnerschaftliches Band geworden und der Austausch der Gemeinden untereinander ist in eine offene, intensive und herzliche Beziehung übergegangen.
Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden mit uns einer Meinung sein, es hat sich etwas Unerwartetes und Außergewöhnliches aus dem Zeltausflug der 67-er A-Jugend an den Sauerbrunnen entwickelt. So etwas kann man nicht planen, das entwickelt sich einfach. Die, die damals dabei waren, sind jedenfalls stolz darauf und mit ihnen natürlich die ganze TSV-Familie.
Vielen Dank an Dr. Karl Wesch, der diese Geschichte der Freundschaft anlässlich des 100-Jährigen Jubiläums für das Jubiläumsbuch geschrieben hat.
ASKÖ Kobersdorf und TSV 1921 Strümpfelbrunn
Ein halbes Jahrhundert
Liebe TSV-ler, Vereinsmitglieder, Förderer und Freunde des Vereins, liebe Leserinnen und Leser,
das Jubiläum ist die richtige Zeit, dass ich Ihnen allen von unserer gemeinsamen Zeit berichte, die Historie gliedere und in die Zukunft schaue. Mein kurzer Bericht wird eine kleine Zeitreise.
1967 im März begann der Schriftverkehr seitens Paul Steiner an seine Verwandten in Kobersdorf bezüglich eines Ausflugs der TSV U18. Für eine Delegation des TSV folgte daraus ein Abenteuer – Zeltlager in Kobersdorf in der Nähe des heutigen Badesees. Drafi Deutschers Hit „Marmor, Stein und Eisen bricht“ ist damals in der Ö – Hitparade die Nr.1 und passt zu unserer Verbindung, finde ich.
Am Sonntag, 30.07.1967 war das Spiel der U18 – Mannschaften.
Für mich ist dieses Datum die Entstehung der Freundschaft unserer Vereine. Viele Bekanntschaften wurden gemacht und in langen einzelnen Freundschaften wuchs das Verlangen, etwas Besonderes daraus zu machen. Immer wieder wurden diese Freundschaften bei den diversen Steiner-Treffen vertieft und immer mehr TSV-ler kamen zu uns. In den fünf Gasthäusern wurden die Abenteuer bei dem einen oder anderen Achterl mit unseren Freunden besprochen. Wir waren bei weiten nicht so mobil wie unsere Freunde und so dauerte es nicht ein Jahr, sondern zehn Jahre bis auch wir mit unseren Steiners und Reitschmidts in PKWs nach Strümpfelbrunn pilgerten.
1979 war ich erstmals in Strümpfelbrunn. Die Anreise war ebenfalls ein Abenteuer, da unser Navigator „Hubsi“ einen rabenschwarzen Tag erwischte und wir lange um den Katzenbuckel kreisten und ihn nicht fanden. Da wir immer wieder in Gasthäusern nachfragen mussten, war es eine langwierige, für die Beifahrer sehr feuchte Anreise. Als wir endlich das Gasthaus „Zum Ochsen“ fanden, war es stockdunkel und unsere Kontaktpersonen mussten von zu Hause geholt werden.
Bereits tags darauf wurde beschlossen, dass eine kleine Delegation 1980 zu unserem 55. Sportfest nach Kobersdorf kommt. Willi Kopp lud uns zum 60. Sportfest des TSV im Jahr darauf ein.
1981 haben wir in Strümpfelbrunn erst gesehen, was ein Sportfest ist. Ein Volksfest mit Zelt, Spielen rund um die Uhr, sowie ein tolles Programm beim TSV wurde uns geboten. Unser Glück war, dass wir unsere junge Blasmusikkapelle dabei hatten, die das Fest im Alleingang eroberte.
Von da an gab es jeweils alle fünf Jahre grandiose Sportfeste mit unglaublichen Höhepunkten, wie z.B. der Partnerschaft der Gemeinden Waldbrunn – Kobersdorf. Ja, auch die dürfen wir uns auf die Fahnen des TSV und der AWK schreiben.
Wie bei allen solchen Verbindungen üblich, nagt der Zahn der Zeit unserer globalen vertechnisierten, computergesteuerten Welt ganz ordentlich. Die Feste wurden heruntergefahren, Zelte und Musikgruppen kann man sich fast nicht mehr leisten. Aber wir hatten ja noch uns und unsere Freundschaft.
Dann kam noch dieses Covid – Virus aus dem Nichts und beherrscht nun alles.
Gemeinsam müssen wir Wege finden, wie wir aus diesem Dilemma wieder herauskommen. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen sicher nicht. Das lassen wir unseren Politikern. Wir müssen und wir werden zusammenhalten, um uns in einer besseren Zeit wieder umarmen zu können.
Bis dahin bleibt gesund, damit wir diese Fußfessel wieder abstreifen können.
Euer Franz Thiess
ASKÖ Waldquelle Kobersdorf